Das MacRitchie Reservoir in Singapur ist perfekt wenn man Wandern möchte in der Metropole und die Natur erleben will. Der Nature Trail hat eine Länge von 11 Kilometern und ist ideal für einen Spaziergang. Singapur und frisches Trinkwasser war niemals eine einfache Geschichte. Obwohl die erste europäische Siedlung durch die britische Krone bereits 1819 gegründet wurde, dauerte es noch viele Jahre, bis das spätere Singapur dauerhaft mit frischem Trinkwasser versorgt werden konnte. Obwohl es recht früh Pläne für einen Stausee gab mussten sie, mangels finanzieller Möglichkeiten, für lange Zeit ruhen. Erst um 1850 gelang es, mit Hilfe eines reichen chinesischen Geschäftsmannes, den Traum von der ganzjährigen Trinkwasserversorgung wahr werden zu lassen. Allerdings machten diesmal nicht die hohen Kosten den Bauherren einen Strich durch die Rechnung sondern das unerwartete Ableben ihres großen Gönners. In Folge von Erbstreitigkeiten kamen die Bauarbeiten zum erliegen und konnten erst einige Jahre später wieder aufgenommen werden. War der Stausee in relativ kurzer Bauzeit fertiggestellt worden, führten Verzögerungen beim legen der Leitungen in die Siedlung hinein, zu schwindendem Vertrauen der Bevölkerung in ihre Regierung. Für die Briten unverständlich, drohte ihnen einen offener Volksaufstand.
Durch ihre eigenen Landsleute und dazugesiedelte Fremde. Denn einen Stausee ohne funktionierende Leitungen in die Stadt empfanden die meisten Bewohner als wertlos. Obwohl Singapur jetzt jederzeit frisches Wasser bekam, reichte die Menge nicht aus, die der Stausee liefern konnte. Um dem Problem Abhilfe zu schaffen, wurden neue Reservoire geschaffen. Doch auch diese kamen schnell an ihre Grenzen, denn die Metropole wuchs schneller, als die Infrastruktur mithalten konnte. Während der Wirren des Zweiten Weltkriegs hatte das Japanische Kaiserreich Singapur und seine Stauseen besetzt. Am Ufer des MacRitchie Reservoir erbauten sie einen Schrein, der aber noch während der letzten Kriegstage von der Britischen Armee zerstört wurde, als diese Singapur wieder eroberten. Nicht nur während der beiden Weltkriege litt die Umgebung, insbesondere der Wald, um den Stausee. Fast der gesamte Urwald ging verloren. Erst eine großangelegte Modernisierung des Stausees und seiner Anlagen führten zu einer Renaturierung des Areals. Heute steht der Wald unter Naturschutz.
Singapur ist heute ein Megamoloch. Ruhige Fleckchen Erde in der Natur sind sehr rar. Gerade deshalb ist das MacRichtie Reservoir in der Gegenwart bei Wanderern, Vogelfreunden und anderen Naturliebhabern sehr beliebt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das gesamte Areal für Besucher erschlossen. Neue Wege wurden angelegt. Brücken gezogen. In dieser Oase können jetzt Mensch, Tier und Natur nebeneinander existieren, ohne das einer dem anderen zu sehr auf die Pelle rückt. Der zerstörte japanische Schrein hat bisher leider keinen Wiederaufbauplan bekommen. Seine Ruinen verwittern tagtäglich mehr und mehr. So droht ein Stück europäisch-asiatischer Geschichte für immer verloren zu gehen.
Im Laufe seiner mehr als 150 Jahre trug der Stausee die verschiedensten Namen. Einer der ersten Namensgeber war John Turnbull Thomsen. Er war leitender Ingenieur und maßgeblich an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Seinen heutigen Namen aber verdankt der Stausee einem weiteren Ingenieur: James MacRitchie. Er war Chef über eine Ausbauphase welche dem Stausee zur heutigen Größe verhalf. Das MacRitchie Reservoir gehört zu den Sehenswürdigkeiten die man wahrscheinlich gar nicht erwartet in einer solch modernen Stadt.